Ernährungsmythen,  Ernährungswissen

Werden Kinder durch Zucker aufgedreht?

Dieser Mythos hält sich nach wie vor, obwohl zahlreiche Studien sehr gut aufzeigen konnten, dass Zucker weder gesunde Kinder noch Kinder mit ADHS hyperaktiv macht (1,2,3).

Dennoch höre ich oft von Eltern, dass bei ihrem Kind/ ihren Kindern Zucker einen eben solchen Effekt haben soll. Auch wenn es keinen ernährungsphysiologischen Nachweis für dieses von Eltern beobachtete Phänomen gibt, gibt es dennoch eine sinnvolle Erklärung. Schauen wir uns an, wann Kinder Süßigkeiten von uns bekommen.

Oft bekommen Kinder nach der Kita, der Schule oder nach dem gemeinsamen Essen etwas Süßes. Dies sind Situationen bei denen das Kind nach gefühlt langer Zeit nicht mehr stillsitzen muss und kann die gewonnene Energie nun endlich in Bewegung umsetzen kann. Ja, Zucker ist eben einfach Energie, die vielleicht sogar vorher gefehlt hatte.

Ein klassisches Beispiel ist der Kindergeburtstag. Die Feier ist eine Ausnahmesituation, die mit ganz viel Aufregung und Freude für Kinder verbunden ist. Freunde und Verwandte sind zu Besuch, es gibt Geschenke und die Stimmung ist meist gut. Ein Kindergeburtstag ohne Süßigkeiten wäre wahrscheinlich nicht viel leiser als mit Süßigkeiten.

Ein anderer wichtiger Aspekt ist, dass das Kind meist völlig unbewusst die Erwartungshaltung der Eltern erfüllt. Eine Studie untersuchte die subjektive Wahrnehmung von insgesamt 35 Müttern von 5-7-jährigen Kindern. Die Forscher gaben an die Kinder in zwei Gruppen zu unterteilen, von denen eine Gruppe zuckerhaltige Süßigkeiten und die andere Gruppe zuckerfreie Snacks erhielt. Tatsächlich bekam aber keine der beiden Gruppen zuckerhaltige Produkte. Die Mütter, die glaubten, ihre Kinder hätten Zucker konsumiert, berichteten von einem hyperaktiven Verhalten in den Stunden nach dem Konsum. Wie sich die Kinder im Anschluss verhielten wurde nicht nachgeprüft (4).

Fest steht aber: der Zucker war hierfür nicht ausschlaggebend. Und gleichzeitig können wir unsere Kinder als aufgedreht wahrnehmen.

Wenn ihr hier tiefer in die Studien eintauchen wollt, dann schaut euch gerne die nachfolgende Literatur dazu an.

  1. Wolraich M.L. (1995). The Effect of Sugar on Behavior or Cognition in Children. JAMA. 1995;274(20):1617-1621. Zugriff am 5.3.2021. Verfügbar unter: https://jamanetwork.com/journals/jama/article-abstract/391812
  2. Kim Y. (2011). Correlation between attention deficit hyperactivity disorder and sugar consumption, quality of diet, and dietary behavior in school children. Nutrition Research and Practice (Nutr Res Pract) 2011;5(3):236-245. Zugriff am 5.3.2021. 
  3. Kanarek R.B. (1994). Does Sucrose or Aspartame Cause Hyperactivity in Children? Nutrition Reviews, Volume 52, Issue 5, May 1994, Pages 173–175, Zugriff am 5.3.2021. Verfügbar unter; https://doi.org/10.1111/j.1753-4887.1994.tb01415.x
  4. Hoover D.W. (1994). Effects of sugar ingestion expectancies on mother-child interactions. J. Abnorm Child Psychol. 1994 Aug;22(4):501-15 Zugriff am 5.3.2021. Verfügbar unter:  https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/7963081/

Hey, ich bin Sonja. Schön, dass du da bist! Ich bin hier der Ernährungsnerd, denn das große Feld der Ernährung fand ich schon immer spannend. Also hab ich das Ganze kurzerhand studiert, immer weiter vertieft und noch ein wenig Ernährungspsychologie on top gesetzt.

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